Fachwerkhaus: Teuerste Toilette Deutschlands für mehr als 2 Millionen Euro?

Oktober 24, 2025

CDU kritisiert Pläne für das Gebäude / Fraktion fordert ein zukunftsorientiertes Gesamtkonzept für die Innenstadtentwicklung

Barsinghausen. Wird aus dem Fachwerkhaus am Thie ein modernes Gastro-Konzept oder ein Zentrum für soziale Einrichtungen? Das alte Gebäude befindet sich im Besitz der Stadt, hat bereits viel Geld gekostet und rückt erneut in den Mittelpunkt der Diskussion um die künftige Innenstadtentwicklung. Während Verwaltung und SPD eine Nutzung mit öffentlicher Toilette, Tourismusbüro und sozialen Beratungsstellen vorschlagen, sieht die CDU Barsinghausen in dem Gebäude ein bislang ungenutztes Potenzial – und setzt sich für eine gastronomische Nutzung ein. Ein Cafébetrieb im historischen Fachwerkhaus könne nach Ansicht der Fraktion zu einem lebendigen Treffpunkt werden und die Fußgängerzone nachhaltig beleben.

„Das Gebäude bietet mit seiner zentralen Lage ideale Voraussetzungen für eine Nutzung, die Menschen anzieht und Aufenthaltsqualität schafft“, betont CDU-Fraktionschef Gerald Schroth. Ein Café oder eine ähnliche gastronomische Einrichtung – ähnlich wie im Nachbarort Bad Nenndorf – könne einladende Atmosphäre schaffen und gleichzeitig die Innenstadt beleben. 

Die CDU kritisiert die von der Verwaltung vorgeschlagene Nutzung als nicht tragfähig. Eine Kombination aus öffentlicher Toilette, Tourismusbüro und sozialen Beratungsstellen passe weder zum Standort noch zur städtebaulichen Situation. „Ein solcher Mix wird dem Potenzial des Gebäudes nicht gerecht“, so Schroth. Zudem sei die vorgesehene Unterbringung sensibler Beratungsangebote mitten in der Fußgängerzone aus Sicht der CDU wenig geeignet. „Menschen, die Hilfe suchen, brauchen Diskretion – kein öffentliches Umfeld.“

Auch wirtschaftlich sieht die Fraktion die aktuellen Pläne skeptisch. Die bisherigen und geplanten Ausgaben summierten sich auf deutlich über zwei Millionen Euro. „Selbst bei einer Förderung bleibt das Projekt damit ein finanzielles Sorgenkind – und droht zur teuersten Toilette Deutschlands zu werden“, sagt Schroth. Hinzu kämen laufende Ausgaben für Reinigung, Unterhaltung und Vandalismus, die bislang nicht eingerechnet sind.

Die CDU hatte sich seinerzeit gegen den Ankauf des Fachwerkhauses ausgesprochen – auch, weil es nicht denkmalgeschützt ist. „Wenn nun aber bereits erhebliche Mittel in das Gebäude geflossen sind, muss eine sinnvolle, belebende Nutzung gefunden werden“, betont Schroth weiter. Eine gastronomische Nutzung könnte die Fußgängerzone deutlich beleben und neue Frequenz in die Innenstadt bringen.

Darüber hinaus betont die Fraktion, dass das Fachwerkhaus nur ein Baustein einer umfassenden Innenstadtstrategie sein könne. Eine nachhaltige Entwicklung erfordere ein abgestimmtes Gesamtkonzept, das auch Flächen wie Volkers Hof, das Weidengrundstück an der ehemaligen Synagoge, die Glockenstraße und das Sparkassengrundstück einbeziehe.

Seit Jahren wird über die Entwicklung der Barsinghäuser Innenstadt diskutiert – die Überplanung der verschiedenen innenstadtrelevanten Grundstücke bringt das Thema jetzt erneut auf den Plan. Für die CDU Barsinghausen steht fest: „Jetzt braucht es endlich ein integriertes, zukunftsorientiertes Gesamtkonzept – und keine Stückwerkpolitik, wie von SPD und Verwaltung vorgeschlagen“, betont auch CDU-Stadtverbandschef Michael Kowalski.

Während sich die Verwaltung in der aktuellen Beschlussvorlage für den Ausschuss Planen, Umwelt und Klimaschutz am Dienstag, 28. Oktober, auf Einzelmaßnahmen und kurzfristige Effekte konzentriert, fordert die CDU einen abgestimmten Plan, der alle zentralen Innenstadtbereiche in ihrer funktionalen, gestalterischen und wirtschaftlichen Entwicklung miteinander verknüpft.

Aus Sicht der CDU ist die Planung von SPD und Verwaltung zu kurz gedacht: „Statt die Innenstadt als Gesamtraum zu verstehen, werden Einzelflächen isoliert betrachtet“, so Schroth. Nur durch eine abgestimmte Betrachtung aller Flächen könne eine nachhaltige städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung gelingen.

„Eine isolierte Betrachtung einzelner Grundstücke führt zu Fehlentscheidungen“, so die CDU-Fraktion. „Wir brauchen ein Gesamtkonzept, das Aufenthaltsqualität, Handel, Gastronomie, Klimaaspekte und Geschichte miteinander verbindet – und dabei wirtschaftlich realistisch bleibt.“

Dabei soll die öffentliche Handlungsfähigkeit durch gezielten Eigentumserwerb und abgestimmte Planung gestärkt werden. Ebenso wichtig sind der CDU eine umfassende Bürger- und Eigentümerbeteiligung sowie die Prüfung von Fördermöglichkeiten, ohne dabei den finanziellen Rahmen aus den Augen zu verlieren.

„Barsinghausen braucht eine Innenstadtentwicklung mit Augenmaß – nicht kleinteilige Symbolpolitik. Wir wollen, dass Entscheidungen nachvollziehbar, zukunftsfähig und finanziell verantwortbar getroffen werden“, betont Michael Kowalski abschließend.

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